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#78 – Visionen für eine andere Gesellschaft. Teil 2 : Bedingungsloses Grundeinkommen

8,50 € für jeden der arbeitet! Über den Mindestlohn hatten wir es bereits im Artikel #76 .

Bei 140 Stunden im Monat bedeutet dies 1190€ oder 14280€ im Jahr (Brutto, versteht sich natürlich, ohne Abzüge). Das man von weniger Leben kann und auch noch darüber streitet, spricht nicht gerade für eine humanistische Gesellschaft. 🙂

Ein Problem mit dem Mindestlohn ist die Tatsache, dass Jobs immer weniger werden. Ich selbst bin im Bereich Automatisierung tätig und hier geht es nie um neue Arbeitsplätze, es geht um Verbesserung der Produktivität.

Oder: Die gleiche Anzahl an Produkten mit weniger Menschen oder, mehr Produkte mit der gleichen Anzahl an Menschen produzieren.

Wie man es dreht und wendet, wenn der Umsatz der Produkte nicht weiter steigt, werden wir nicht mehr alle Menschen brauchen! Jedes Produkt gelangt früher oder später in die Sättigung. Dann haben alle dieses Produkt und die Nachfrage sinkt. Sinkende Nachfrage bei gleicher Produktion führt zu Preisverfall und Firmensterben.

Wir haben in den industriellen Ländern einen Punkt erreicht, an dem wir nicht mehr alle Menschen zur Erzeugung unserer Produkte brauchen! Wir produzieren mehr, als wir zum Leben brauchen. Dies bedeutet, dass wir nicht genügend Arbeit für alle haben und uns auch ein Mindestlohn nicht hilft. Unsere Überlegungen müssen weiter in die Zukunft gehen. Als Kind habe ich immer davon geträumt, dass Roboter die ganze Arbeit für uns erledigen und wir im Paradies leben…. Das mit den Robotern bekommen wir vielleicht hin aber das Paradies ?

Eine interessante Vision ist ein bedingungsloses Grundeinkommen (Abgekürzt BGE). Jeder Bürger bekommt monatlich einen bestimmten Betrag einfach nur, weil er zu unserer Gesellschaft gehört.

Ein BGE trennt Arbeit und Einkommen und führt zu einer differenzierten Sicht. Beim BGE handelt es sich um eine Vision und man wird zunächst angegriffen, weil es ja nicht sein kann, dass man für keine Arbeiten Geld bekommt? Zweiter Vorwurf: Außerdem ist das Ganze nicht finanzierbar.

Dies war für mich ein Grund mal nachzuforschen wie die Lage denn heute ist.

In Deutschland leben aktuell 81,9 Mio Einwohner. Einer Beschäfftigung gehen 42 Mio Einwohner nach.

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Dies bedeutet 39,9 Mio Einwohner gehen keiner bezahlten Arbeit nach! Sie sind nicht erwerbstätig.

Das Bruttoinlandsprodukt, also die Summe aller Dienstleistungen und Waren die wir produzieren, hat einen Wert von 2715 Mrd.€ oder 33154 € pro Einwohner! Oder 2763€ pro Monat!

Machen wir folgende Annahme um die Mathematik zu vereinfachen:  Dieses Geld wird nur von den Erwerbstätigen erwirtschaftet, dann sind dies pro Monat 5387€!

Unser gesamtes Steueraufkommen beträgt 1230€ pro Erwerbstätigen und Monat. Davon sind 369€ aus der Einkommenssteuer und 282€ aus der Umsatzsteuer.

Die Sozialversicherungen kassieren pro Erwerbstätigem im Monat 384€ Rentenversicherung 376€ Krankenversicherung und 52€ Arbeitslosenversicherung.

Dem Erwerbstätigen bleiben also pro Monat ca. 3344€. ( Da sind noch 5 Mio Selbstständige dabei)

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Wie sieht es mit den Nichterwerbstätigen aus? Aus den Steuergeldern werden folgende Beträge monatlich verwendet.

Rentenzuschuss

107,17 €

Kindererziehungszeiten

24,02 €

Arbeitslosengeld 2

39,48 €

Wohnung und Heizung

9,82 €

Gesundheit

24,86 €

= 205,36 €

Hinzu kommen 405€ die rechnerisch jeder nicht erwerbstätige aus der Rentenversicherung erhält plus 55€ aus der Arbeitslosenversicherung.

Die Nichterwerbstätigen erhalten pro Monat und pro Person 640€ Transferleistung.

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Jetzt leben in Deutschland 11 Mio Kinder welche nicht erwerbstätig sind. Rechnet man hier nur mit 300€ dann bekommen alle anderen 770€ pro Monat.

Das ist der aktuelle Stand der Dinge: Mathematisch bekommen alle Nichterwerbstätigen eine monatliche Transferleistung von 640€.

Dies ist ein bedingtes Grundeinkommen. Bestimmte Bedingungen müssen erfüllt sein, damit man diese Leistung erhält, aber diese Leistung wird monatlich transferiert.

Was ändert sich jetzt bei einem bedingungslosen Grundeinkommen? (Nächste Woche mehr)

Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung.