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#82 – Pawlowsche Hunde sind überall

Der russische Forscher Pawlow machte 1965 einen interessanten Versuch mit Hunden. Es ging um die Frage der Konditionierung. Bei der Fütterung eines Hundes kommt es zu Speichelfluss. Wenn man eine Glocke läutet kommt es nicht zu Speichelfluss.  Kombiniert man jetzt die Glocke mit der Fütterung so speichert das Gehirn des Hundes nach einigen Fütterung den Zusammenhang Füttern = Glocke = Speichelfluss. Nach einigen Versuchen reicht auch schon die Glocke aus, um den Speichelfluss auszulösen.

Das Gehirn des Hundes hat die 3 Dinge verknüpft und der Trigger auf ein Ding (Glocke) oder die Erwartung reicht aus um den Speichelfluss auszulösne.

Unser Gehirn ist eine Verknüpfungsmaschine. Es speichert unendlich viele Zusammenhänge ab. Jeder äußere Reiz, jede Information löst bei uns etwas aus. Was ausgelöst wird, ist im Modell von gespeichert. Du hast ein anderes Modell wie ich.

Gehirne funktionieren so. “What fires together wires together”.

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Wir Menschen können diesem Zusammenhang nicht entkommen. Da Firmen wie Menschen sind, gilt dieser Sachverhalt auch hier.

Ursprünglich gab es mal ein Ursache-Wirkungs-Prinzip und der  Zusammenhang sah wie folgt aus:

Umstrukturierung (Entlassungen) = Besserung = Erfolg = Steigender Aktienkurs.

Kommt eine Firma in Schwierigkeiten, dann wird umstrukturiert, was oft Entlassungen zur Folge hat. Es findet eine Optimierung statt. Dieser Vorgang ist normal und jedes System sollte sich von Zeit zu Zeit oder kontinuierlich optimieren.

Daraufhin sollte sich die Situation der Firma bessern und der Erfolg sich einstellen. Dies alles machte sich in steigendem Aktienkurs bemerkbar.

Jahrelang wurde dies so praktiziert, wie bei den Hunden. Heute ist es so, dass nur noch folgender Zusammenhang abgespeichert ist:

Entlassungen = Steigender Aktienkurs

Alle Beteiligten finden sich hier in der Erwartungsfalle.  Für die Verantwortlichen hat diese Falle einen positiven Effekt. Da sie direkt nach dem Aktienkurs bewertet werden, führt jede Entlassung zu mehr Geld, mehr Boni.

Die Pawlowschen Hunde sind unter uns. Das Ursache-Wirkungsprinzip wird außer Kraft gesetzt.

Da die Führung eines Unternehmens im allgemeinen nur wenig Informationen bekommt, glaubt man an diese Gesetzmäßigkeit.

Alles geregelt - PDF-XChange Viewer_2013-06-24_14-43-26

Wer eine Münze wirft, hat eine 50% Chance dass Kopf fällt. Genau dies passiert hier.

In 50% der Fälle bessert sich die Situation einer Firma nach den Entlassungen. (In 50% der Fälle aber nicht.) Ich habe es schon oft erlebt, dass irgendwelche Programme aufgelegt wurden um die Situation zu verbessern. Anschließend hat sich die gesamtwirtschaftliche Lage geändert und es wurde besser. (Niemand hat tatsächlich etwas an diesem Programm getan 🙂 Die Konditionierung hier lautet : Nur weil wir das Programm aufgelegt haben, geht es besser. Und alle glauben diese, so wie Erich Honecker bis zum Schluss geglaubt hat, in der besten aller Republiken zu leben. ( Für ihn war diese Aussage wahr. )

Es bleiben alle Firmen in Erinnerung, die es geschaft haben.Also bleiben Entlassungen weiter ein Mittel den Aktienkurs zu erhöhen.

Wer nichts genaues weiß, kann eine Münze werfen und Mitarbeiter entlassen.

 Das ursprüngliche Ursache – Wirkungsprinzip sieht meiner Meinung nach so aus:

Die richtigen Mitarbeiter + die richtigen Produkte + die richtige Umgebungsbedingungen = Erfolg

Für die Umgebungsbedingungen, die richtigen Mitarbeiter und für die richtigen Produkte ist einzig und allein die Führung verantwortlich!!!

Ein gutes Beispiel ist immer eine Fußballmannschaft.

Erfolg bedeutet im Fussball Titel. Durch Titel kommt mehr Geld in die Kasse. Es gibt niemanden der dies bestreitet.

Aufgabe der Führung ist es nun die richtigen Mitarbeiter (Spieler + Trainer) auszuwählen und die richtigen Umgebungsbedingungen zu schaffen. (Trainingsplatz, Ausrüstung usw.)

Das Produkt ist hierbei einfach, es liegt auf der Hand : Fussball.

Kommt der Verein in wirtschaftliche Schwierigkeiten, dann wird er überall sparen, aber er wird immer mit 11 Spielern auflaufen!

Niemals wurde der Erfolg gesteigert, indem die spielenden Mitglieder entlassen wurden. Mit entlassen meine ich reduziert. Also wir spielen jetzt Champions League mit 8 Feldspielern.

Es gibt auch niemand, der auf so einen Verein wetten würde. Höchstens auf den Untergang .

Manchmal, oder sehr oft, fliegt beim Fussball der Trainer. Er ist für die Rahmenbedingungen und die Ziele verantwortlich.

Da Ziele und Bedingungen menschliche Bewertungen und Faktoren sind, funktioniert es, dass man den Trainer tauscht und ein Verein wie der HSV dann mit identischer Mannschaft den BVB besiegt.

Die Menschen können Fussballspielen. Sie gehen täglich auf den Platz um geführt und motiviert zu werden. Sie gehen nicht auf den Platz um gemanaged zu werden.

Die Pawloschen Hunde sind unter uns – überall – das Ursache-Wirkungsprinzip ist außer Kraft gesetzt.

Dranbleiben es gibt noch Hoffnung

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