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#197 – Die Verschwendung im Wartezimmer . . .

1. ) Wann hattest Du das letzte mal einen Termin bei einem Arzt?

2.) Wann bist Du das letzte mal zu der Zeit drangekommen zu der du den Termin hattest?

Die erste Frage ist schwieriger zu beantworten, als die zweite Frage.

Bei der ersten muss ich nachdenken, bei der zweiten lautet die Antwort : Nie!

Die Wartezimmer sind voll, obwohl fast alle Patienten/Kunden einen Termin haben. Obwohl dieser Termin manchmal eine seltsame Zeit, wie z.Bsp. 10:10 Uhr zeigt.

Was läuft hier schief ? Warum haben die Ärzte ihre Praxen nicht im Griff? Oder ist das alles Absicht?

Eine Warteschlange ergibt sich immer dann, wenn die Anzahl der Menschen größer ist, wie die Auslastung der arbeitenden Personen.

Die Mathematik dazu kennst du als Leser dieser Seite schon. Wir sprechen von der Warteschlangenformel.

Länge der Warteschlange = Auslastung zum Quadrat / (1 – Auslastung) 

Man kann die Formel jetzt umstellen und berechnen wie hoch die Auslastung bei gegebener Warteschlange ist.

  • Stehen 3 Menschen in der Schlange liegt die Auslastung bei 80%,
  • stehen 8 Menschen in der Schlange sind es 90%
  • und bei 18 Menschen sind es 95%.

Was bedeutet das jetzt für unser Wartezimmer? Wir haben doch einen Termin?

Selbst wenn wir einen Termin haben, kommt es zu einer Warteschlange. Einfach deshalb, weil es bei dem einem Kunden länger dauert, oder der Arzt zwischendurch auch einmal eine kurze Pause benötigt. Das ist Statistik, dafür haben wir die Mathematik.

Der Arzt ist das Nadelöhr einer Praxis. Er muss immer ausgelastet sein, da damit das Geld verdient wird. Also wird immer eine hohe Auslastung angestrebt. Da ist eine Warteschlange die logische Folge. Das ist Mathematik.

Bei meinem Augenarzt Termin letzte Woche muss diese Auslastung zwischen 90 – 95% gelegen haben.  Begründet wird das volle Wartezimmer immer mit einem Notfall.

Das ist aber leider nicht die gesamte Wahrheit. Statistisch gibt es, abhängig von der Art des Arztes, eine Anzahl von Notfällen pro Tag. Wenn in Zukunft die Algorithmen das Management übernommen haben, werden wir ganz genau wissen wieviel Patienten täglich unangemeldet kommen. (Ein entsprechendes Praxismanagement könnte das auch heute schon wissen)

Laut Statistik geht der Deutsche im Schnitt 10 mal pro Jahr zum Arzt. (2015)

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/77182/umfrage/deutschland-jaehrliche-arztbesuche-pro-kopf-seit-1991/

Wir hatten 2015 371.106 Ärzte in Deutschland.

http://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/aerztestatistik-2015/

 

Wenn 82 Millionen Deutsche je 10x im Jahr zum Arzt gehen, dann hat jeder Arzt 2210 Kontakte pro Jahr oder 42,5 pro Woche oder 8,5 pro Tag.

Wenn wir davon ausgehen, dass 70% der Kunden eines Arztes nicht mehr berufstätig sind und wir durchschnittlich 30 Minuten in der Praxis warten müssen, dann bedeutet das bei den noch Berufstätigen eine Verschwendung von 123 Millionen Stunden im Jahr!

Geht man von einem Stundensatz von nur 45€ pro Stunde aus, dann beträgt der gesamtwirtschaftliche Schaden 5,535 Milliarden €! Jedes Jahr.

Eine Frage bleibt noch? Warum sind die Wartezimmer am Abend immer leer und niemand muss beim Arzt übernachten?

Wahrscheinlich wird die Auslastung des Arztes im Laufe des Tages zurückgefahren und die Warteschlange baut sich somit ab. Oder man reduziert die mittlere Verweildauer des Kunden beim Arzt.

Am Abend sieht man, dass es irgendwie doch geht, wenn man will.

Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung!