#202 – Vom sinkenden Niveau
Im Jahr 2001 hat der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler George Akerlof den Nobelpreis bekommen für die Analyse von Märkten mit asymmetrischer Information. https://youtu.be/UzZO0l6A5uU
In seinem Aufsatz über den Market of Lemons beschreibt er einen Gebrauchtwagenmarkt.
Ein Auto ist ein komplexes Gebilde und man kann nicht alle Funktionen auf einen Blick bewerten.
Der Verkäufer des Gebrauchtwagens hat viel mehr Info als der Käufer. Es gibt also eine asymmetrische Information. Aus Angst hier benachteiligt zu werden, zahlen die Käufer einen niedrigeren Preis für das Auto.
Der Käufer kann eine höhere Qualität nicht beurteilen, da er nur über wenig Informationen verfügt. Ob ein teures Auto den Preis wert ist kann vor dem Kaufvorgang nicht ermittelt werden.
Dadurch sinkt der Preis für alle Gebrauchtwagen, weil das Risiko zu groß ist, eine Zitrone zu bekommen. Früher oder später können auch die, die echte Qualität anbieten auf dem Markt nicht mehr bestehen. Sie geben auf.
Das Niveau sinkt die Qualität verschwindet.
Was für den Gebrauchtwagenmarkt stimmt, scheint aber auch in anderen Bereichen zu stimmen. Durch die Zunahme der Vernetzung der Welt und die Verknüpfungen über bisherige Bereiche hinaus, werden mehr und mehr Dinge zu komplexen Systemen.
Weltklima, Energiewende, Migration, Rente, Pflege usw. keines dieser Themen ist einfach. Bei keinem dieser Themen verfügen wir über alle Informationen. Bei allen diesen Themen verfügen wir, als Kunde oder Bürger, über weniger Informationen wie die Fachleute und Spezialisten. Es herrscht eine asymmetrische Information vor.
Wir Bürger können uns kein Bild über die tatsächlichen Fakten machen, weil dies sehr aufwendig ist oder die Informationen gar nicht zur Verfügung stehen. (Wir sind oft zu faul uns mit den Fakten zu befassen)
Wir können irgendwann nicht mehr beurteilen, was uns die Politiker sagen, und nehmen den günstigsten Anbieter. Das ist der, mit den einfachsten Antworten. Unser Gehirn liebt einfache Dinge und Automatismen. Es liebt auch Dinge die es kennt und die früher mal so funktioniert haben. (Unabhängig davon ob sie heute immer noch funktioneren) Neue Ideen sind aufwändig und schwierig.
Wie auf dem Gebrauchtwagenmarkt sinkt das Niveau der angebotenen Ware immer weiter.
5 Teilnehmer sitzen in einer Talkshow und diskutieren 90 Minuten über ein Thema. Da der Moderator immer zwischenfragt, hat jeder Teilnehmer in dieser Sendung genau 9 Minuten Redezeit. Da in diesen 9 Minuten noch auf Kontrahenten reagiert werden muss, bleiben vielleicht 4 Minuten für tatsächliche Information. 4 Minuten für die Rentenversicherung oder das Weltklima? Wer kann hier die komplexen Zusammenhänge noch erklären? Niemand! Man vergeht sich in Floskeln, Phrasen und Parolen.
Ich schaue mir sowas nicht mehr an. Auch bei den Politikern, die quasi die Gebrauchtwagenhändler sind, gibt es nur noch wenige, die die Zusammenhänge erklären können und auch begreifen.
Also wählen/kaufen wir die einfachsten Antworten, das niedrigste Niveau.
Das Niveau wird noch weiter sinken, da es zwar einfache Antworten aber keine einfachen Lösungen gibt.
Wenn sich die Premiumanbieter aus diesem Markt verabschieden, dann ist die Demokratie in Gefahr.
Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung!