#82 – Die Dunbar-Zahl oder was ist denn in der Schweiz passiert?
Alle sind schockiert, die Schweiz hat sich für eine Begrenzung der Einwanderung ausgesprochen.
Unverständlich, ein Fehler, eine große Gefahr. So oder so ähnlich sind die Kommentare in den Medien. Aber was ist denn in der Schweiz passiert und wie lässt sich dies erklären?
Robin Dunbar ist ein britischer Psychologe, der 1990 die Gruppengröße von Säugetieren mit der Größe des Gehirnes in Relation setzte. Er kam zu der Erkenntnis, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Gruppengröße und Gehirnaufbau gibt.
Bei Menschen kam er auf eine Gruppengröße von 150.Mit größeren Gruppen kann unser Gehirn nicht umgehen. Auch die Stammesgemeinschaften früherer Kulturen hatten eine Größe von ca. 150 Menschen. Man bezeichnet diese Zahl auch als Dunbar-Zahl.
Wir können also 150 Menschen kennen und erkennen diese als Bekannte, als Teil meiner Gruppe. Menschen unserer Gruppe lösen gute Gefühle in uns aus. Bei Gruppen über 150 geht diese Bindung verloren. Alle außerhalb dieser Gruppe, werden als Fremde und Außenseiter behandelt. Wer zu meiner Gruppe gehört, genießt mehr Vertrauen und Zuneigung als die, welche nicht dazu gehören.
Bild: Wir nehmen das wahr, was wir erwarten. Die Reaktionen im blauen Kasten sind unbewusst!
Dies scheint eine einfach Tatsache zu sein. So funktioniert unser Biologisches Betriebssystem seit ca. 160.000 Jahren. Es hat bisher kein Update gegeben.
Die Frage die sich jetzt stellt ist : Wie konnten wir Menschen Städte gründen und Staaten bauen, die mehr als 150 Menschen enthalten?
Es gibt Menschen die wir kennen und erkennen und es gibt Menschen, die teilen den gleichen Glauben und die gleichen Werte mit uns! Mit diesen Menschen kooperieren wir, je nach der aktuellen Umgebung. Organisationsformen mit mehr als 150 Menschen wurden erst möglich durch Religionen und Glauben. Wenn alle den gleichen Glauben haben, können Sie sich verstehen. Wenn alle danach handeln, klappt es noch besser.
Wenn wir so gebaut sind, wie beschrieben, ist es ganz natürlich, das ab einem bestimmten Anteil an Fremdartigkeit Unbehagen und Angst entsteht.
In der Schweiz ist jeder 4. ein Ausländer. Damit ist das in der Wahrnehmung der Menschen täglich präsent. Wer öffentliche Verkehrsmittel nutzt ,wird wohl häufiger damit konfrontiert. Und wenn darüber gesprochen wird, fokussiert sich auch der Wahrnehmungsfilter darauf. Wir sehen das, was wir sehen wollen und nehmen das wahr, was wir wahrnehmen wollen. Deshalb denken wir auch das , was wir denken wollen.
Genau so haben die Menschen in der Schweiz abgestimmt. Genau so würden auch Menschen woanders abstimmen, wenn die Bedingungen ähnlich wären. Fremdartigkeit hat eine Toleranzgrenze. Ist diese überschritten, dann droht der Verlust von intelligenten Handlungsweisen. In unserem Inneren bleiben wir wilde Tiere, gesteuert von Gefühlen und Instinkten die sehr alt sind.
Wir müssen schauen, dass wir unseren Verstand weiter entwickeln.
Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung!