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#126 – Eine Union ist eine Schicksalsgemeinschaft

Aktuell geht es jeden Tag um Griechenland. Europa ist verärgert über Griechenland und die Griechen hätten alles falsch gemacht. Hierbei werden uns einige Dinge verschwiegen.

Nehmen wir mal folgendes an:

Es gibt zwei benachbarte Familien. Die einen sind Winzer und die anderen brauen Bier. Der Verkauf von Wein und Bier ernährt beide Familien. Familie A verkauft für 1000€ Wein an Familie B und diese verkauft für 1000€ Bier an Familie A. Beide haben also 1000€ Einnahmen die mit etwas Gewinn die Kosten decken.

Familie B gelingt es jetzt mehr Bier mit geringeren Kosten zu erzeugen. Dies führt dazu, das Familie A mehr Bier trinkt.

Familie B liefert jetzt für 1200€ Bier an Familie A, aber Familie A verkauft nur Wein für 800€ an Familie B. Was passiert?

Familie A bekommt 800€ als Einnahmen, Familie B 1200€. Woher bezahlt Familie A die 200€ für das Bier? Sie überzieht ihr Konto. Nimmt also einen Kredit auf.

Wer leiht Familie A das Geld? Klar Familie B. Die nehmen ja mehr ein als sie benötigen.

Verkauft B mehr an A als A an B, fließt Geld von A nach B. Geld welches die Familie A nicht hat.

Temporär funktioniert das ganz gut, aber nach einiger Zeit wird die Familie B immer reicher und Familie A immer ärmer. Wer ist Schuld daran?

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Andere Rahmenbedingungen: Familie A verkauft nur gegen Taler, Familie B nur gegen Schilling. Es gibt also zwei unterschiedliche Familienwährungen. Diese Währungen müssen vor einem Kauf erst gegeneinander getauscht werden. Zunächst wird der Taler zum Schilling 1:1 getauscht. Also 1000 Taler zu 1000 Schilling. Tritt jetzt der Fall ein, dass Familie A mehr Bier kauft, passiert folgendes:

Bier kann man nur gegen Schilling bekommen. Also werden Schilling nachgefragt und Taler angeboten. Dies führt dazu, dass der Taler im Verhältnis zum Schilling abgewertet wird. Damit wird das Bier für die Familie A teurer, was wahrscheinlich zu einer Reduzierung des Konsums führt. Das Gleichgewicht zwischen den Familien stellt sich über die unterschiedlichen Währungen automatisch wieder her.

Dieses Beispiel ist stark vereinfacht aber es erklärt die aktuelle Problematik. Im ersten Fall befinden sich beide Familien in einer Währungsunion im anderen Falle nicht.

Schauen wir uns mal eine andere Union an. Seit 1999 gibt es die europäische Währungsunion. Da gibt es 19 Familien. Betrachten wir die Preisentwicklung in einigen Ländern dieser Union. Die EZB strebt eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,9% an. Hierbei handelt es sich aber um eine mittlere Inflation über alle Unionsmitglieder.

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Mit dem Ziel der EZB (Blaue Linie) kostet ein Produkt, welches 1999 100€ gekostet hat, heute 132,6€. Das wäre die Zielgröße für die Preissteigerung in der Eurozone.

In Deutschland (Grüne Linie) kostet dieses Produkt heute aber nur 126,1€, in Frankreich (Gelbe Linie) 130,6€, in Italien (Orangene Linie) 138,7€ und in Griechenland (Rote Linie) 148,3€. Das Produkt ist in Griechenland heute fast 18% teurer als in Deutschland. Niemand kann so eine Preisdifferenz auf dem Weltmarkt ausgleichen. Das kann so nicht funktionieren und es wird laut Kurve immer schlimmer.

Aber mal ehrlich: Wer hat aber hier einen Fehler gemacht?

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Die kumulierte Abweichung gegenüber der Zielmarke habe ich in obigem Diagramm aufgezeichnet. Hier wird deutlich, dass nur Frankreich auf der Ziellinie liegt. Deutschland liegt weit unter der Linie, Griechenland weit darüber. Alle die von der 0 Linie abweichen haben einen Fehler gemacht!

Deutsche Produkte sind in dieser Währungsunion immer günstiger geworden. Damit stiegen die Exporte in die anderen Länder. Deutschland ist Exportweltmeister. Wir haben einen Rekord Handelsüberschuss aufgebaut.

Schauen wir uns Außenhandelsbilanz gegenüber Griechenland an.

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Deutschland verkauft stetig mehr nach Griechenland (Grüne Linie) als Griechenland nach Deutschland. (Rote Linie)

Kommen wir nochmal auf mein Beispiel vom Anfang zurück. Deutschland ist Familie B mit dem Bier brauen und Griechenland ist die Familie A mit dem Wein. Es fließt also ständig Geld von Familie A zur Familie B. Griechenland hat seit Jahren eine negative Handelsbilanz. Es fließt also seit Jahren Geld von Griechenland an alle anderen Länder. Dies geht nur bei ständiger Verschuldung von Griechenland möglich. Die Schulden des einen, sind aber immer die Vermögen der anderen.

Deutschland hat also Milliarden Euro von Griechenland eingenommen bzw. Produkte verkauft, die sonst niemand gekauft hätte! Wir haben von der Verschuldung der Griechen und anderer Europäer profitiert! Das muss gesagt werden, wenn man immer über die Südländer schimpft. Die hätten über Ihre Verhältnisse gelebt. Das hat uns aber richtig viel Umsatz gebrachte!

Seit 2010 kann Griechenland praktisch seine Schulden nicht mehr bezahlen.

Ursache für die Eurofinanzkrise ist die Finanzkrise von 2008. Die Staaten der Welt haben die Zocker und Casino Junkies damals mit 7,3 Billionen € (Studie Commerzbank) gerettet. Die Staaten der Welt haben die Banken gerettet, damit diese so weiter machen können wie bisher. Das war die Ursache der gigantischen Verschuldung der letzten Jahre. Die Verantwortlichen hierfür wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Sie sind immer noch da!

Wie kommt Griechenland aus dieser Krise raus? Nochmal zur Erinnerung: Familie A kauft mehr ein als sie verkauft. Es fließt also immer Geld von Familie A zur Familie B. Auch nach 2010 hat sich hier nichts geändert. Geld fließt nur zur Familie A zurück, wenn es gelingt mehr an Familie B zu verkaufen. Deutschland müsste also mehr in Griechenland kaufen, als Griechenland bei uns.

Seit 2010 sind die Löhne und Gehälter in Griechenland aber rückläufig. Die Kaufkraft schwindet. Die Bevölkerung leidet wie in keinem anderen Land der EU. Es ist kein Zufall das die Griechen die alten Parteien abgewählt und Siriza gewählt haben. Das war die letzte Hoffnung.

Keine Währungsunion funktioniert, wenn es unterschiedliche Preisentwicklungen in den Mitgliedsländern gibt! Und ein Sparprogramm ändert an diesem Grundproblem leider absolut nichts.

Eine eigene Währung könnte eine Lösung sein. Niemand kennt das Risiko. Eines ist aber sicher, wenn die Schulden weg sind, sind auch die darauf aufbauenden Vermögen futsch.

Die Währungsunion hat einen entscheidenden Konstruktionsfehler. Zunächst bildet sich eine Staatenunion und dann eine Währungsunion. Beim Euro wollte man umgekehrt vorgehen. Die sogenannten Konvergenzkriterien sollten die Sache im Griff halten. Das ist gründlich gescheitert. Der Verstoß gegen diese Auflagen des Maastricht Vertrages hatte niemals irgendwelche Bestrafungen zur Folge.

Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung

Sicher lesenswert ein alter Beitrag von mir : Warum Griechenland uns nur voran geht.