#151 – Zeitalter der Hysterie
„Die Menschen werden nicht durch die Dinge die passieren beunruhigt, sondern durch die Gedanken darüber“ (Epikur)
Als ich klein war herrschte Krieg in Vietnam, durch Europa ging der Eiserne Vorhang, die Gefahr eines Atomkrieges war allgegenwärtig, im Straßenverkehr starben jährlich über 20.000 Menschen und in Europa töteten IRA, Rote Brigaden, ETA und andere Terrororganisationen jährlich zwischen 100 und 400 Menschen in Europa.
Trotz dieser Gefahren hatte ich eine wunderschöne Kindheit.
Heute sterben im Straßenverkehr 3475 Menschen, den Eisernen Vorhang kennen wir nur noch aus dem Geschichtsbuch und die Zahl der Terroropfer in Europa ist rückläufig.
Warum fühlen wir uns bedroht, warum haben wir Angst?
In meiner Kindheit gab es Radio und abends um 20:00 Uhr die Tagesschau. Die wichtigsten Details musste man in der Zeitung nachlesen oder in wirklich guten Nachrichtenmagazinen.
Heute passiert irgendwo auf der Welt eine Katastrophe und sofort gehen die Meldungen über Twitter, Facebook und YouTube um die ganze Welt.
ARD und ZDF senden einen Brennpunkt oder ein heute spezial. Dort werden endlos die selben Szenen wiederholt, von mehr oder weniger qualifizierten Menschen kommentiert und mit Statements versehen. Zu diesem Zeitpunkt weiß niemand etwas genaues. Gefährliches Halbwissen wird reißerisch verpackt.
Wenn man genervt umschaltet, sieht man auf den anderen Programmen ein ähnliches Bild. Wir werden mit den Bildern bombardiert und in Angst versetzt.
Wir leben heute in einer Zeit der Angst und der Hysterie. Schuld daran sind die Medien und das Internet.
Unser Gehirn verstärkt Impulse, die es öfters wahrnimmt. Die Bilder werden mit Gefühlen verknüpft und machen uns Angst. Wenn wir Angst haben, schaltet unser Gehirn den Verstand ab und ältere Gehirnteile übernehmen das Kommando. Notfallstrategien der Reptilienzeit übernehmen unser Handeln.
Cortisol und Adrenalin werden ausgeschüttet und unsere Kreativität nimmt ab. In diesem Zustand finden wir keine genialen Lösungen mehr. Wir werden zum Tier.
Warum tun die Medien dann so etwas?
Nachrichten sind seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts immer mehr zur Ware geworden. Wer zuerst eine Schlagzeile hat, steigert seine Auflage und nur darauf kommt es an. Im Fernsehen ist die Einschaltquote die Heilige Kuh.
Natürlich ist auch hier eine Wechselwirkung im Spiel. Unser Automatikregelkreis reagiert auf jede Abweichung von der Erwartung mit einem Gefühl. Wie mehrfach besprochen meistens mit Angst, selten mit Neugier.
Die Verantwortlichen in den Medien gehen davon aus, dass wir interessiert sind, also wird uns die Nachricht präsentiert.
Wir leben in subjektiver Angst, die durch objektive Fakten nicht belegt werden kann. Allerdings werden unsere Sinne immer wieder auf diese Nachrichten gelenkt. Im Fernsehen, im Radio im Netz.
Vielleicht steckt ja Absicht hinter dieser Angstmacherei. Wer Gesetze verschärfen will, weil er die Menschen kontrollieren will, braucht einen Anlass?
Wer Freiheit beseitigen will, braucht ein Feindbild oder eine Situation die Angst macht.
Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung.