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#76 – 8,50€ für jeden – Visionen für eine moderne Gesellschaft. Teil 1 : Mindestlohn

8,5 € für jeden so steht es angeblich im Koalitionsvertrag der Großen Koalition. Noch bevor klar ist, was genau das Ziel ist, streiten sich die Parteien schon wieder um Details und Ausnahmen.

Für mich ist die Basis des gesetzlichen Mindestlohn der Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes “Die Würde des Menschen ist unantastbar…”

Das Grundgesetz gilt für alle Menschen, ob christlich oder sozialdemokratisch. Und die Würde des Menschen ist unantastbar und unteilbar. Ohne Ausnahmen! Ziel sollte sein, dass man von ehrlicher Arbeit auch Leben kann.

Wer will, dass eine Arbeit getan wird, hat nur drei Möglichkeiten:

1.) Er schafft einen attraktiven Arbeitsplatz

2.) Er automatisiert die Arbeit

3.) Er macht die Arbeit selbst.

Das sind die einzigen Möglichkeiten in einer humanistischen Gesellschaft. Zwangsarbeit ist ja nach unserem Grundgesetz verboten. Ein Mindestlohn wird eventuell dazu führen, dass ausbeuterische Arbeitsplätze und Arbeitsplätze die von uns allen bezuschusst werden, ein für alle mal verschwinden.

Der Mindestlohn setzt allerdings voraus, dass es genügend Arbeit für alle gibt. Die Experten sprechen immer von bezahlbarer Arbeit. Hier befinden wir uns in der Zwickmühle. Wenn es eine Nachfrage nach Arbeit gibt, die sich in Geld ausdrücken lässt, muss der Mathematik nach die Stundenzahl geringer werden.Die vereinfachte Formel sieht wie folgt aus:

Summe der bezahlbaren Arbeitsstunden = Verfügbare Geldmenge (Nachfrage) / Stundenlohn

Diese Betrachtung führt mathematisch zu einer Verringerung der Arbeitsstunden. Genau dies, ist das stärkste Argument gegen den Mindestlohn.

Allerdings ist die Realität nicht statisch, sondern die verfügbare Geldmenge ist auch eine dynamische Funktion des verfügbaren Stundenlohnes. Mit steigendem Stundenlohn steigt die Verfügbare Geldmenge, da die Menschen mit Mindestlohn dieses Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit direkt ausgeben müssen. Wird von staatlicher Seite unterbunden, dass man den Mindestlohn unterläuft, dann besteht eine Chance, dass ein Mindestlohn nicht zu einer Beschäftigungskatastrophe führt. Die meisten Länder Europas haben übrigens einen Mindestlohn.

Aber einer Tatsache ändert der Mindestlohn nichts :

Die fortschreitende Automatisierung wird die Anzahl der Menschlichen Arbeit immer weiter reduzieren. Damit werden immer weniger Menschen zur Produktion unserer Waren benötigt. Jahrelang konnte dieser Effekt durch ständig steigende Nachfrage (Wachstum) in seiner Auswirkung reduziert werden.

Die zweite wichtige Tatsache ist aber : Die Grenzen des Wachstums sind erreicht, bzw. überschritten . Es wird uns nicht weiter gelingen immer mehr zu verbrauchen.

Wir werden also keine Vollbeschäftigung mehr erreichen! Das wir in Deutschland aktuell so gut dastehen, liegt auch an der Schwäche unserer europäischen Partner. Wir wachsen auf Kosten der Griechen, Spanier, Italiener usw.

Deshalb muss man sich Gedanken machen, wie es in einer Gesellschaft weiter gehen kann, wenn Wachstum nur noch beschränkt möglich ist und wir für die Produktion aller Güter die benötigt werden nur noch 20% der Menschen benötigen. Was passiert mit den anderen 80% ? Bekommen diese 80% dann keinen Mindestlohn?

Der Mindestlohn ist aktuell ein erster Schritt, aber die Gesellschaft muss sich weiter entwickeln und Antworten finden, die in Zukunft ein zusammenleben mit weniger Arbeit möglich machen.

Darüber mehr im zweiten Teil des Artikels.

Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung

 

 

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