#106 – Wie wir aus dem Bauch “messerscharfe” Entscheidungen fällen
Wir leben in einer Welt der Wettervorhersagen. Ob das Wetter sich nach der Vorhersage verhält, ist nicht immer gewährleistet. Eine Garantie gibt es nicht, vor allem bei Vorhersagen in die Zukunft.
Auch in unserem Wirtschaftsleben verhalten wir uns so. Wir fragen die Menschen nach ihrer Meinung und ihrer Einschätzung der aktuellen Lage. (Beispiel : IFO-Index) Wie die Menschen antworten und was sie antworten hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, die vielleicht nicht direkt mit der wirtschaftlichen Lage korrelieren.
Wie fühlen wir uns, wenn wir gefragt werden, wie geht es uns gerade und haben wir Angst oder Neugier ? Abgefragt wird also unser sogenanntes “Bauchgefühl”, die Stimmung meines Modell von Welt.
Wir Menschen sind niemals objektiv! In meinem neuen Buch erfährst du mehr davon.
Jetzt gibt es aber in jeder Firma Abteilungen, die Messergebnisse liefern müssen. Meistens geschieht dies in Form unendlich großer, unübersichtlicher Exceltabellen. Da wird die Kundenzufriedenheit analysiert, die Geschäftschancen, der Kundenwunsch und die geschätzte Marktentwicklung.
Ich wiederhole nochmal : Es wird das subjektive Bauchgefühl abgefragt. Als Ergebnis kommen Zahlen heraus. Scharfe Zahlen. Zahlen mit Nachkommastellen!
Aus diesen scharfen Zahlen , gebildet aus dem Bauchgefühl, werden jetzt wieder Excelcharts und Diagramme erstellt.
Diese Charts, diese genauen Vorhersagen, gebildet aus dem Bauchgefühl, werden jetzt dem Management vorgelegt.
Manager feiern dann die Tatsache, dass man sich gegenüber letztem Jahr in der Kundenzufriedenheit von 86,3% auf 94,9% verbessert hat. Oder anders ausgedrückt: wir haben uns um fast 10% verbessert.
In vielen Firmen gibt es Menschen deren Gehalt hängt direkt oder indirekt von diesen Zahlen ab.
Wer sich auf diese Zahlen fokussiert, erreicht vor allem eines: die Fokussierung auf diese Zahlen, nicht auf die eigentlichen Aufgaben des Unternehmens. Wie kann ich diesen Zahlenwert verbessern? Gut ich kann die Fragebedingungen ändern oder die Fragen. Oder die schlechten Kunden werden nicht mehr befragt, dann muss es ja besser werden.
Wenn aber die Ausgangsgröße unscharf ist, brauche ich dann eine messerscharfe Beurteilung der Lage oder reicht als Ergebnis nicht das Bauchgefühl?
Genau das macht der Mittelstand. Die haben gar nicht so viele Leute, die sich um sowas unwichtiges kümmern können. Die verkaufen Produkte und Dienstleistungen und brauchen dafür jeden produktiven Menschen. Die brauchen kein Business Development, das macht dort jeder jeden Tag.
Worauf ich hinaus will, selbst mathematisch hochgenaue Analysen und darauf basierende Entscheidungen, sind nicht besser als Entscheidungen aus dem Bauch. Es gilt der alte Spruch: Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn sie in die Zukunft gehen.
Bei der Mehrheit aller Entscheidungen liegen die kausalen Zusammenhänge nicht offen oder sind kompliziert und vernetzt.
Die Analyse aus unserem Modell von Welt sind umfassender wie die Analysen durch unseren Geist. Es werden, unbewusst, viel mehr Fakten mit einbezogen. Das Modell von Welt analysiert viele Erfahrungen und Erlebnisse und antwortet uns mit Gefühl. Das Modell von Welt kann nicht sprechen, es kann nur fühlen. Unser Verstand ist für die Alternativen zuständig, aber ihm stehen meistens viel weniger Fakten zur Verfügung. Und wie ich bereits beschrieben habe, sind diese Fakten auch nur aus Bauchgefühlen entstanden.
Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung!