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#108 – Wird unser Zusammenleben immer mehr zur Gefahr?

Das neue Jahr hat angefangen und es ist mit schlechten Nachrichten gestartet.

In Paris wird fast die komplette Redaktion der Zeitung Charlie Hebdo dahingemetzelt. Die Täter tun dies, angeblich, mit dem Spruch Allahu Akbar. Gott ist größer!

Kann ein Gott, der alle Menschen geschaffen hat, es zulassen, dass wir uns gegenseitig abschlachten?

Bei dieser Frage ist es vollkommen unerheblich ob dieser Gott ein christlicher Gott oder ein islamischer Gott ist!

Beide Religionen haben eine Schöpfungsgeschichte in der Gott den Menschen schuf. (Soweit mir bekannt)

Anscheinend hat Gott die Lage hier unten beim Bodenpersonal nicht mehr im Griff? 

In den Medien werden die Attentäter als Islamisten bezeichnet und damit einer bestimmten Gruppe zugeordnet. Wir Menschen neigen zu Vereinfachungen um uns einfacher in der Welt zurecht zu finden. (Pawlowsche Hunde)

Wir Menschen leben schon immer in Gruppen, das hat uns als Spezies so erfolgreich gemacht.

Unser Gehirn unterstützt uns dabei maximal bis zu einer Gruppengröße von 150 Menschen. Mehr Menschen können wir nicht ohne weiteres zu unserer Gruppe zählen. Das hängt mit der Größe unseres Gehirns zusammen und wurde von Robin Dunbar erforscht und man bezeichnet die Zahl 150 auch als Dunbar-Zahl.

Größere Gruppen gibt es nur, wenn wir den gleichen Glauben und die gleichen Werte teilen.

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Staaten sind nur so entstanden. Natürlich kann man auch durch Angst und Gewalt größere Gebilde schaffen, diese sind aber nicht von Dauer und zerfallen mit dem Ende der Gewalt.

Was sind aber unsere Werte?

Unsere Werte sind die Werte der französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit oder?

Unser Glaube ist der christliche Glaube? Ich mache das daran fest, dass fast alle arbeitsfreien Feiertage christliche Feiertage sind?

Oder ist unser wichtigster Wert der Euro. Es gibt doch auch den Satz: “Scheitert der Euro dann scheitert Europa” ?

Wenn es so ist, das es Staaten nur gibt, wenn sie gemeinsame Werte und Glaube haben, dann bedeutet dies wiederum, dass man ohne Werte und Glaube nur noch Grüppchen von 150 Menschen hat. Alle mehr oder weniger kompatibel zueinander.

Wenn wir eine funktionierende Gesellschaft wollen, müssen wir die Werte wieder in den Mittelpunkt stellen. Werte sind wichtiger als Waren. Menschen sind wichtiger als Gewinne. Freiheit ist immer zuerst die Freiheit des anders Denkenden.

Der anders Denkende muss dabei nicht Teil meiner Gruppe sein und es kann sein, dass er es auch nie wird.

Um die andere Gruppe zu verstehen muss ich nicht nur meine Werte und meinen Glauben kennen, sondern auch die Werte und den Glauben der anderen Gruppe.

Wer nicht die gleichen Werte teilt, gehört auch nicht zur gleichen Gruppe. Wobei diese Einteilung eine relative Einteilung ist. Ähnliche Gruppen können als eine gemeinsame Gruppe agieren, wenn eine dritte Gruppe so von beiden Gruppen abweicht, dass man sie als die Anderen identifizieren kann.

Wer nicht zu meiner Gruppe gehört, vor dem habe ich Angst. Ob diese Angst jetzt begründet ist oder nicht. Rational ist die Angst meistens nicht beschreibbar. Vielleicht verstehen wir deshalb viele Dinge nicht.

Warum werden Bürgerkriegsflüchtlinge, Migranten, Asylanten und Wirtschaftsflüchtlinge einer Gruppe zugeordnet? Warum werden Muslime und Islamisten als eine Gruppe wahrgenommen?

Warum werden Menschen die dieser “Gruppe” ängstlich gegenüber stehen, als rechte Gruppierung wahrgenommen?

Die Werte und den Glauben der Anderen verstehe ich nur, wenn ich mit den Anderen rede und nicht über sie.

Dranbleiben – es gibt noch Hoffnung